Liebe Gemeinde!
Immer wieder höre ich, wenn ich mit Kranken oder deren Angehörigen ins Gespräch komme die Frage: Warum lässt Gott das zu – das ist doch nicht gerecht! Gemeint ist die schlimme Krankheit, manchmal unheilbar, aber oft zumindest mit vielen Einschränkungen verbunden, die die Lebensqualität herabsetzt. „Warum lässt Gott das zu?“ Hab ich mich so in diesem Gott getäuscht, will er gar nicht das Gute für uns Menschen, ist er vielleicht sogar der strafende Gott und nach welchem Kriterium geht er dann vor, wer hat es verdient und wer nicht? Fragen, die immer wieder gestellt werden, Fragen die uns nicht loslassen und für die es keine Antworten gibt, weil wir diesen Gott in dem Sinne nicht persönlich Fragen können, dass er uns eine Antwort darauf gibt! Oft werde ich dann gefragt, wie sehen Sie denn das, wie gehen Sie damit um? Ich mache dann deutlich, dass mein Gottesbild anders aussieht. Er ist nicht der Gott, der uns Menschen das antut, sondern er ist der Gott, der für die Menschen da ist, wenn uns eine solche Situation ereilt. Gott hat uns als freie Menschen erschaffen und dazu gehören Freude und Leid. Wir selbst bestimmen unseren Weg, bestimmen unser Leben. Gott liebt uns Menschen und begleitet uns in allen Situationen. Die Frage ist nur, wollen wir ihn auch in unser Leben hineinlassen. Wollen wir wirklich etwas mit ihm zu tun haben, um dann auch zu spüren, dass er da ist? Für mich begegnet Gott mir immer wieder in den Menschen, die für mich da sind, wenn ich selbst Hilfe oder Begleitung brauche. Und auch in mir kann Gott anderen Menschen begegnen, wenn ich seine Liebe an sie weitergebe. Aber ich merke auch, dass ich selbst an meine Grenzen stoße und dann darf ich mir sagen, das ist so und Gott hat dafür Verständnis, weil er uns liebt und weil er unsere Begrenztheit akzeptiert. Ich finde diesen Gedanken für mich tröstlich und zugleich auch entlastend. Ich muss nicht perfekt sein, aber ich darf so viel Liebe dieses Gottes wie möglich an andere Menschen weitergeben. Ein Gedanke, der mich trägt und der mir den Alltag wesentlich erleichtert, weil er deutlich macht, dass was ich tue, brauche ich nicht allein zu tun, sondern da ist einer der mir gerne zur Verfügung steht, wenn ich ihn lasse!
Heinz Balke,

Auszug aus dem Wochenbrief Nr. 35