Und was bekommst du dieses Jahr geschenkt?

Liebe Gemeinde!

Diese oft vor Weihnachten gestellte Frage vor Ostern, zur Fastenzeit?
Keine Sorge, ich bin nicht im Kalender verrutscht, ich stelle Ihnen diese Frage ganz bewusst: Und was bekommst du dieses Jahr zu Ostern geschenkt?
Eine Antwort darauf zu geben, ist ganz schön schwer, zumal die lauten Ankündigungen, wie wir sie aus der Adventszeit kennen, wegfallen:
kein Lichtermeer, kein Markt, keine saisonale musikalische Beschallung – allenfalls die Frage: Und auf was verzichtest du in der Fastenzeit?
Mich hat diese Frage als Kind genervt. Ich fühlte mich irgendwie eingeengt. Deshalb drehe ich die Frage heute um: Und was bekommst du dieses Jahr zu Ostern geschenkt?
Für mich bedeutet Ostern – einen neuen Blickwinkel auf die wichtigen Dinge geschenkt zu bekommen – auf den Menschen, sein Leben und den Tod. Ganz schön viel und viel zu anspruchsvoll? Ja, vielleicht, aber keine Angst. Die Fastenzeit bereitet uns still und behutsam darauf vor. Sie lädt uns ein, unseren Blick zu schärfen, den Blick auf unser Leben, unsere Mitmenschen und das, was uns wichtig ist.
Für manche bedeutet das, auf Manches zu verzichten, für andere, Dinge neu zu beginnen und für wieder andere fast Vergessenes wieder neu zu entdecken. Zu abstrakt? Füllen Sie es mit Liebe. Liebe, die uns aufeinander zugehen lässt. Liebe, die sorgsam mit anderen umgeht, ohne sich selbst zu vergessen. Liebe, die uns sorgsam auf unsere Umwelt blicken lässt.
Kurz gesagt: Liebe, die uns selbst zum Geschenk werden lässt.
Myriam Ueberbach,
Krankenhauspastoralassistentin, St. Bernhard-Hospital