Liebe Gemeinde.
In einem alten Witz heißt es: Was ist sieben mal sieben?
Feiner Sand!
Sand spielt im Sonntagsevangelium keine Rolle – es sei denn man fragt, wie oft wir uns selbst oder anderen Sand in die Augen streuen, wenn es um Vergebung geht.
Stelle ich Kommunionkindern die Frage, ob Vergebung schwer ist, zeigt sich, dass diejenigen es leicht mit dem Vergeben haben, die auch leicht mit anderen in Streit geraten und auch ein gewisses Maß an Freude daran haben, sich mit anderen zu „fetzen“.
Die, die Konflikt möglichst zu vermeiden, finden es wiederum oft sehr schwer, jemandem zu vergeben. Wenn man dann erwachsen wird und die Konfliktthemen komplexer werden, wird Vergebung für viele Menschen immer schwerer. Eine Situation wirklich aus der Welt zu schaffen, Vergebung auszusprechen und anzunehmen und auch in den hinteren Winkeln des Herzens nicht doch noch einen Groll zu hegen, ist, je nachdem, was der andere Mensch uns angetan hat, ja wirklich nicht immer so einfach.
Das weiß auch Jesus.
Denn auf die Frage: Wie oft muss ich meinem Bruder vergeben?
antwortet er: Nicht sieben Mal. Siebzig mal sieben Mal. 490 Mal sollen wir einem anderen vergeben!
Man bleibt also dran! Vielleicht aber hat man damit dann die Chance, diese dunklen Ecken in der Seele, die noch immer grummeln, mit Vergebung auszuleuchten?
Vergebung, die ich einem anderen gewähre, gewähre ich immer auch mir selbst. Einem anderen zu verzeihen, kann manchmal auch mir selbst helfen, mit einer Situation klar zu kommen, zur Ruhe zu finden.
Und allein dafür ist es gut, es immer wieder neu zu versuchen.
Wenn nötig siebzig Mal sieben mal.
Eine segensreiche und Ruhe spendende Woche für Sie,
Stephanie Dormann, Pastoralreferentin
Auszug aus dem Wochenbrief Nr. 38