Manuela Kempkes: Ein Abschied nach 35 Jahren
Der Sekt ist eingeschenkt, die Stehtische dekoriert, die Turnhalle in der KiTa St. Marien von Sonnenlicht durchflutet – mittendrin steht Manuela Kempkes, die seit über 34 Jahren eine Institution in der KiTa St. Marien ist, und bereitet sich mental auf ihren Abschied vor.
„Ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge,“ bekennt sie leise, „diese Kita ist neben meiner Tochter mein zweites Baby. Hier ist so viel passiert.“ Manuela Kempkes erinnert sich gerne an die Zeit im alten Gebäude der Kita an der Kattenstraße und besonders dann an das Projekt, die Kirche St. Marien als neue Kindertagesstätte umzubauen. „Das konnte ich mir am Anfang überhaupt nicht vorstellen!“
Im Nachhinein habe sich das als Glücksgriff erwiesen. Das ganze Konzept sei aufgegangen und dafür sei sie sehr dankbar. „Ich hatte stets ein wunderbares Team an meiner Seite. Ein Team, das mitgekämpft hat, mit gehadert, mitgefiebert und mitbegeistert. Ein Team, dass sicherlich auch mal die Augen gerollt hat, wenn ich über den Flur gelaufen kam.“
Viele kommen, um sich zu verabschieden. Die Schar der Menschen mit Blumen in der Hand wird von Minute zu Minute größer.
Als Christina Grau vom Elternrat schließlich mit der offiziellen Begrüßung beginnt, ist es nicht nur um die Fast-Ruheständlerin geschehen. „Ich war eines der ersten Kinder auf Ihrem Schoß,“ beginnt Christina Grau ergriffen, „und heute stehe ich hier selbst als Mutter und sage Danke schön für die Wertschätzung und für die stets offenen Ohren und dafür, dass du diesen Ort für unsere Kinder so liebens- und lebenswert gemacht hast.“
Herzliche und anerkennende Worte finden auch die Leitungskolleginnen des Familienzentrums im Verbund mit ihrem Gedicht. Über die zahlreichen Anekdoten zum Wirken der Einrichtungsleitung in all den Jahren schmunzeln die Gäste und applaudieren.
Auch Pfarrer Joachim Brune hat sich mit einem dicken Blumenstrauß in die Warteschlange eingereiht. „Hier geht jemand sehr Verlässliches,“ erklärt er lächelnd, „jemand, der immer einen klaren Blick auf alles hatte, vor allem jemand, mit dem man sich im besten Sinne des Wortes konstruktiv streiten konnte. Und vor allem jemand, der eine große Wärme ausgestrahlt hat!“
,,Wir wissen schon, wen wir hier verlieren!“
In seiner persönlichen Ansprache wenig später vergleicht er charmant Manuela Kempkes mit einem Schur-Pol aus seiner Heimat Liesborn. Eine Art stabiler Poller, an dem man etwas festmachen kann, bei dem man weiß, was man an ihm hat. Außerdem gäbe so ein Pol nicht nach und halte etwas aus.
Als Überraschungsgäste trafen schließlich Kasper und Seppel ein, gespielt und gesprochen von Susanne Hausmann, der Verbundleiterin der Kitas St. Josef und dem Pfarrer selbst.
Beide reflektierten in humoristischer Weise über das Werken und Wirbeln Manuela Kempkes in den vergangenen Jahren. Sie waren sich einig, dass die engagierte Leiterin der Kita ein hervorragendes Netzwerk aufgebaut und gepflegt hat. Mit Hilfe dieses Netzwerkes verstand sie es in der Regel, manchen Eltern und MitarbeiterInnen schnelle Unterstützung geben zu können, Hilfe oder Fördergelder beschaffen zu können. „Immer eine Idee im Kopf,“ grinst der Holzkasper verschmitzt, „und mit sehr viel Humor.“ Ob es darum ging, Kassen klingeln zu lassen für den Förderverein, die KiTa oder für einem anderen guten Zweck. Viele weitere Projekte fielen Kasper und Seppel ein, die dank Manuela Kempkes Engagement angestoßen wurden und in Bewegung gekommen sind. Das Haus der kleinen Forscher“ gehört dazu, ein Projekt, dass in Zusammenarbeit mit der Hochschule entstand, ebenso wie das Projekt „Griffbereit“, in dem Eltern und Kinder spielerisch die deutsche Sprache lernen können. Viel Beifall fand auch das „Schwimmenlernen“ in der KiTa St. Marien. Manuela Kempkes sei aber darüber hinaus stets aufmerksam gewesen, jungen Frauen gegenüber offen zu sein, die Kind und Beruf unter einen Hut bekommen möchten. Seit mehr als einem Jahr ist der Bereich „Frau und Beruf“ des Arbeitsamtes mit regelmäßigen Sprechstunden in der Einrichtung. Dies seien nur einige wenige, aber wichtige Projekte gewesen, die genannt worden sind. Manuela Kempkes sei stets ein wichtiges Bindeglied gewesen zwischen vielen Kooperationspartnern, dem Träger und der Kita. Eine wichtige Kraft im System.
„Sie haben so viel für unser Familienzentrum geleistet und erreicht,“ bekräftigt Seppel alias Pfarrer Joachim Brune, „und die Lücke wird groß sein.“
„Ich hatte ein fantastisches Team, dass seinesgleichen sucht. Ich habe manche Experimente gestartet, die sicher nicht immer gut angekommen sind,“ alle lachen, „und trotzdem haben wir zusammen all unsere Herausforderungen gemeistert.“
Für sich nehme sie mit, dass ihre Tätigkeit in der Kita St. Marien sie in ihrem Sein geprägt und zu der Person gemacht hat, die sie heute sei. Besonders dankbar sei sie ihrer Verbundleiterin Susanne Hausmann, die ihr stets die Freiheit gelassen habe, sich zu entwickeln, Entscheidungen zu treffen und ihre Ideen zu verwirklichen und umzusetzen. Und dabei wusste ich immer „Sie steht an meiner Seite.“
Ein letztes Mal wird die Nase geschnäuzt, die Schultern gestrafft; dann lächelt Manuela Kempkes wieder zuversichtlich nach vorne und mischt sich unter ihre zahlreichen Gäste.