Liebe Gemeinde!
Haben Sie eigentlich eine/n Lieblingsheilige/n?
Als Kind mochte ich den Hl. Nikolaus besonders, aus wohl naheliegenden Gründen. Heute faszinieren mich vor allem die starken Frauen in der Kirchengeschichte, z.B. die Hl. Theresa von Avila, oder die Hl. Hildegard von Bingen.
Ich gestehe, es ist nicht so, dass ich oft zu Heiligen beten würde. Früher empfand ich das Gebet zu Heiligen sogar eher als falsch – in dem Sinne, dass ich keine Vermittler brauche, die mir Gottes Ohr erst öffnen müssten. Heilige gar zu verehren, erschien mir beinahe gotteslästerlich.
Heute kann ich es wertschätzen, dass vielleicht im Himmelreich jemand ist, der mal ein gutes Wort für mich einlegt – so wie ich es auch schätze, wenn mir ein ganz lebendiger Mensch in einer Begegnung zusagt: Ich bete für Dich.
Was ich an Heiligen jedoch am wichtigsten finde,
ist ihr Lebensbeispiel.
Es tut mir gut zu wissen, dass auch Heilige in der Kirche darum kämpfen mussten, gehört zu werden, wie die beiden obengenannten Frauen. Dass auch Heilige Zweifel und Fragen hatten, so wie Mutter Theresa. Dass nicht jeder Heilige mit wehenden Fahnen seine Aufgaben übernehmen wollte, wie der Hl. Martin im Gänsestall.
Das Leben der Heiligen zeigt uns: Sie waren Menschen, so, wie wir es sind. Und als Menschen haben sie es geschafft, Gott ganz nahe zu sein, obwohl auch sie Schattenseiten und Fragen hatten, oder streitbar waren. Gott schaut offensichtlich auf das Gute im Menschen und nicht auf seine Fehler.
Auch ohne jede Heiligsprechung ist das doch eine ermutigende Botschaft!
In diesem Sinne, ein frohes Allerheiligenfest!
Ihre Stephanie Dormann
Auszug aus dem Wochenbrief Nr. 45.2025